Liebe Jugendliche und junge Erwachsene,
die Fach- und Förderstellen der Europäischen und internationalen Jugendarbeit in Deutschland rufen in einem Positionspapier die Politik zum Handeln auf. Sie verfassen Maßnahmen und Forderungen, welche die Strukturen der europäischen und internationalen Zusammenarbeit für und mit jungen Menschen nachhaltig sichern sollen.
Diese Maßnahmen sollen wie folgt lauten:
Europäische und Internationale Jugendarbeit – Neue Wege 2021 Netzwerke stärken
Partnerschaften erneuern – Digitale Begegnungen gestalten
Viele Jugendliche nehmen jährlich an internationalen Begegnungsprogrammen in Europa und weltweit teil. Diese Erlebnisse prägen persönliche Identitäten, begründen biographische Entwicklungen, eröffnen berufliche Horizonte und stärken Bewusstsein und Engagement für ein Zusammenleben in Demokratie und Vielfalt – über nationale Grenzen hinweg. Die Corona-Pandemie hat im Jahr 2020 einen tiefen Einschnitt in diesem wichtigen Feld internationaler Bildungsprozesse und Austauschkooperationen verursacht: Geplante Treffen junger Menschen konnten nicht stattfinden, grenzüberschreitende fachliche Zusammenarbeit in der Jugendhilfe steht in der Warteschleife, internationale Kooperationen in der jugendpolitischen Zusammenarbeit drohen verloren zu gehen.
In dieser Situation besteht dringender Handlungsbedarf für Ermutigung, Erneuerung und Digitalisierung. Die über Jahrzehnte gewachsenen Strukturen der europäischen und internationalen Zusammenarbeit für und mit jungen Menschen sollen aufrechterhalten bleiben.
1. Grenzüberschreitende Netzwerke stärken – Organisationen in Partnerländern unterstützen:
Die Corona-Krise führt weltweit vor Augen, dass das Handeln in nationalen Zusammenhängen nur beschränkt hilfreich ist. Zielführend sind vielmehr die Ansätze internationaler Zusammenarbeit, Wege aus der Krise zu finden: Multilateral Denken und Handeln ist angezeigt. Damit die Mobilität junger Menschen nicht abnimmt und nationale Grenzen nicht den Bewegungsspielraum für das Leben, Lernen und Arbeiten junger Menschen einschränken, gilt es jetzt zu handeln: Unzählige Austauschkooperationen zwischen Jugendverbänden, Bildungsträgern und kommunalen Einrichtungen mit Partnerorganisationen in anderen europäischen Ländern und weltweit müssen jetzt Unterstützung erfahren. Die Strukturen und Netzwerke internationaler Kooperationen im Feld der Jugendarbeit benötigen vermehrt ideelle, physische und digitale Angebote sowie finanzielle Förderung, um ihre verbindliche Zusammenarbeit fortzusetzen und zu erneuern. Dringlich ist auch die Unterstützung von Organisationen in den Partnerländern, um die bestehenden Netzwerke internationaler Jugendarbeit zu erhalten.
2. Begegnungen wieder starten – Digitale Wege eröffnen:
Während vielfach Reisewarnungen noch andauern, wächst der Wunsch, bilaterale und multilaterale Begegnungen junger Menschen sowie Individualaufenthalte und Freiwilligendienste schnellstmöglich wieder zu realisieren. Doch selbst wenn Reisen wieder möglich ist, bleiben für absehbare Zeit die Bedingungen für Begegnungsprogramme unter den gegebenen Vorsichtsmaßnahmen und Hygienebeschränkungen herausfordernd: Es bedarf größerer Räume für gemeinsame Aktivitäten und die Unterbringung muss räumlich entzerrt werden. Programmpunkte und Reiseaktivitäten müssen neu konzipiert werden, Kosten der An- und Abreise sind vielfach höher, Risiken der Planung und Buchung sind schwer kalkulierbar. Um Austausch wieder möglich zu machen, müssen Möglichkeiten und Mittel für Träger internationaler Jugendarbeit flexibilisiert werden. Politische Unterstützung zur Gewährung von Visa ist dringend erforderlich. Wo die Corona-Pandemie physischen Austausch noch verhindert, sind digitale Formate für Begegnungen und jugendpolitische Zusammenarbeit zu entwickeln, Träger zu beraten und schnelle Förderwege für digitale und hybride Austauschformate zu eröffnen. Hierzu bedarf es auch einer adäquaten technischen Ausstattung.
3. Mit Internationaler Jugendarbeit in die Zukunft der Demokratie investieren:
In Zeiten der Angst vor Ansteckung und in Zeiten zunehmender sozialer Distanz als Folge der Pandemie steht der demokratische und soziale Zusammenhalt unserer Gesellschaft auf dem Prüfstein. Nationalistische und nach Abgrenzung rufende Gesinnung, Verschwörungstheorien und demokratiefeindliche Stimmen werden laut. Bedrohlich verbreiten sie sich inmitten unserer weltoffenen, auf Gleichwertigkeit und Freiheitlichkeit bauenden Gesellschaftsordnung. Internationale Jugendarbeit setzt solchen Tendenzen grenzüberschreitend Erfahrungen des Miteinanders entgegen. Seit Jahrzehnten arbeiten Menschen mit hohem, vielfach ehrenamtlichem Engagement, um Mobilität, Austausch und Begegnung junger Menschen über Grenzen und Krisen hinweg möglich zu machen. Diese belastbaren Netzwerke der Austauscharbeit stärken Verbundenheit und Identität in Europa. Ihre Rolle als Garanten von internationaler Zusammenarbeit und zukünftiger Weltoffenheit muss hervorgehoben werden. Europäische und internationale Jugendarbeit braucht jetzt Akteur*innen mit Mut und Zuversicht, Bestehendes zu erhalten und neue, auch digitale Wege zu gehen. Sie braucht politische Vertreter*innen der Länder und des Bundes zur Unterstützung: Lassen Sie uns im Jahr 2021 mit voller Energie die Kooperationen Internationaler Jugendarbeit fortsetzen, weiterentwickeln und mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln fördern. Ab 2022 gilt es, einen Aktionsplan zum Wiederaufbau der Europäischen und Internationalen Jugendarbeit zu beginnen, für den umfängliche finanzielle Mittel bereitzustellen und gemeinsam konkrete Handlungswege zu eröffnen sind. Internationale Erfahrungen bilden junge Menschen – für unsere Zukunft in Demokratie und Weltoffenheit! Die Fach- und Förderstellen der Europäischen und Internationalen Jugendarbeit in Deutschland